Mittwoch, 27. Februar 2008

trostloser reigen

mein dieswöchiger theatermarathon (drei stücke in acht tagen) führte mich gestern wieder ins burgtheater und zwar zu arthur schnitzlers reigen - eine inszenierung, die eh schon mehrere jahre auf dem buckel hat, die ich aber bisher noch nie wirklich erwischt habe. gestern war es also soweit und nach einem wunderfeinen nachmittag mit k.t., an dem wir uns auch eine weile im volksgarten von der frühlingssonne im februar verzaubern ließen, war es dann soweit. trotz der tollen besetzung (die anbetungswürdige birgit minichmayr, die mit demselben attribut zu versehende regina fritsch, cornelius obonya, sven-eric bechtolf, robert meyer) war das beeindruckendste an diesem theaterabend, um nicht zu sagen das beeindrückendste, das erlebnis am mittelrang in der letzen reihe zu sitzen, wo offenbar nicht vorgesehen ist, dass das publikum auch beine hat. meine knie haben mir daheim noch weh getan und auch meine begleiterin, die ein stückchen kleiner ist als ich, fühlte sich leicht ramponiert.
zum stück oder besser zu inszenierung fällt mir v.a. ein wort ein: trostlos. wohl waren alle schauspielerInnen (nicht nur die genannten) sehr gut, es gab auch zahlreiche witzige stellen, aber was ich vermisst habe, ist diese schnitzlerspezifische scheinbare leichtigkeit, mit der (eigentlich auch in diesem stück) ernste bzw. kritische inhalte transportiert werden. natürlich ist es trostlos, wenn es nur darum geht, wenn jeder mit jeder und jede mit jedem ins bett steigt, keine gefühle aufkommen und wenn doch, dann gleich enttäuscht werden. aber bei dieser inszenierung versteht man nicht, warum die beteiligten "es" überhaupt tun. wie gesagt, mancherlei lacher und einiges, das sehr gut zu k.t.s und meiner nachmittäglichen macho-verhaltensanalyse passte und uns deswegen schmunzeln ließ, aber im gesamten wieder ein theaterabend wo einer (diesmal auf schmerzenden beinen hinausstelzend) nur ein wirklich trostloses "naja" als resümee einfällt.

das einzige, woran man noch glauben kann, ist der deutsche schlager

shakespeare müsste schon sehr vorausschauend gewesen sein, hätte er diese zeile in sein maß für maß geschrieben. ganz generell sollte das burgtheater seine aufführung dieses stücks eher als "nach shakespeare" bewerben, weil vom ursprungstext fast nur noch grundzüge der handlung übrig geblieben sind. aber die modernisierung ist rundherum gelungen. der "neue" text ist sehr stimmig und bringt das stück in die gegenwart, ohne künstlich aufgesetzt zu wirken und ohne die handlung an sich zu verändern. im vordergrund steht die sogenannte "niedere" handlung im rotlichtmilieu, die dank großartiger schauspielerischer leistungen (regina fritsch und nicholas ofczarek grandios wie immer, aber auch alle anderen wirklich toll), die wirklich komisch gestaltet ist, aber trotzdem nicht nur "verklamaukt" wird, sondern ohne zeigefinger sozialkritisch dargestellt wird, was meiner erinnerung nach durchaus im sinne des stücks ist. sie "hohe" handlung ist sehr stark reduziert, und auch ein paar themen, die shakespeare anspricht, sind weggelassen. ich verstehe zwar nicht ganz, warum, aber die aufführung ist in sich sehr stimmig, gelungen modernisiert, von karin beier sehr gut und gefinkelt inszeniert, ohne die regiearbeit in den vordergrund zu stellen und trotzdem ist vom guten alten william noch etwas übrig geblieben.
subjektiv vielleicht der wichtigste gradmesser: ich bin in über drei stunden nicht eingeschlafen. das sit mir z.b. bei könig lear vorige woche nicht gelungen, obwohl der auch nicht schlecht war.
im gesamten kann ich sagen, dass "maß für maß" von den aufführungen an der burg, die ich in dieser saison gesehen habe, die erste ist, die mich wirklich begeistert hat.

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danke, bärin! beruhigend...
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Glück gehabt
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Hihi
...ja der schlaflosen.... nicht so schön dann... P.S.:das...
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sehr hübsch. wenn die klebertropfen gut halten, sind...
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